Die Suche nach dem Weg in die Zukunft

Podiumsdiskussion des Handels- und Gewerbevereins auf dem politischen Frühschoppen zur Verkehrssituation

 

Unterschiedliche Aspekte äußerten die Vertreter von vier Interessensgruppierungen. Alte Planungen aus 2004 lassen einige Gäste unumstößliche Fakten vermuten.

 

Vertraten ihre Standpunkte und gaben Antworten: (von links): Heinz Janßen, Josef Emke, Hermann Kalvelage und Franz Wessendorf. Moderiert wurde die Veranstaltung von Ecopark-Geschäftsführer Uwe Haring.Emstek. „Wer ist zufrieden mit der Verkehrssituation in Emstek?“. Uwe Haring, Moderator der Podiumsdiskussion auf dem politischen Frühschoppen des Handels- und Gewerbevereins in Emstek, blickte fragend in ein voll besetztes Zelt, doch erhobene Finger sah er nicht. Ein Zeichen, dass die Organisatoren mit dem Thema „Neue Wege für Emstek“ ein heißes Eisen angepackt hatten. Oben auf der Bühne standen dazu Heinz Janßen vom Verkehrsprojekt Höltinghausen, Josef Emke als Grundstückseigentümer, über das eine eventuelle Entlastungsstraße führen kann, Hermann Kalvelage für die Interessen der Landwirtschaft und Franz Wessendorf als Unternehmer. Außerdem gab Planungsingenieur Thomas Lehmann zur technischen Seite Antworten.

 

„Wird keine Lösung geben, mit der alle zufrieden sind.“

Bürgermeister Michael Fischer hatte zuvor zum „runden Tisch“, der bislang zweimal getagt hatte, Erläuterungen gegeben und gleichzeitig betont, dass es keine Lösung geben werde, mit der alle zufrieden sind. Durch das transparente Verfahren mit einer möglichst breiten Beteiligung seien die Chancen, auf einen großen gemeinsamen Nenner zu kommen, aber hoch.
Franz Wessendorf erinnerte daran, dass es auch vor rund 30 Jahren viele ablehnende Stimmen gegeben habe, als es um die Umgehungsstraße im Süden des Ortes ging: „Damals hatten wir ein hohes Maß an Schwerlastverkehr gehabt und immer wieder hat es schwere Unfälle auf der Hauptstraße gegeben. Heute würde es ohne die Umgehungsstraße nicht mehr gehen.“ Bei den aktuellen Diskussionen gehe es auch nicht um die Pläne für die nächsten zwei oder drei Jahre, „wir wollen einen Rahmen schaffen für 2030“. Wessendorfs Standpunkt: „Eine Entlastungsstraße darf nicht direkt an den bestehenden Siedlungen entlangführen, sie muss eine Wohnbauentwicklung auch in Zukunft zulassen“.
Eine etwas andere Herangehensweise wünscht sich Hermann Kalvelage. „Die Fläche ist für uns Landwirte die Lebensgrundlage und bei diesem Thema sind wir sehr empfindlich, denn Land kann man nicht vermehren“, sagt der Landwirt aus Halen. Zwar erkenne auch er die Entwicklung, dass die Fahrzeuge gerade in der Landwirtschaft immer größer werden, wenn überhaupt aber breitere Straßen gebaut werden müssen, dann bitte auf vorhandenen Trassen. „Vielleicht haben wir aber auch ein Luxusproblem“, so Kalvelage, denn in Gesprächen mit Freunden aus anderen größeren Orten habe er gehört, dass dort trotz deutlich höherer Verkehrsbelastungen kein Handlungsbedarf gesehen wird.
Einen ganz einfachen Test, wie man einen besseren Fluss in die Verkehrsströme bekommt, kennt Josef Emke: „Die Ampel, diese Verkehrsfluss-Behinderungs-Anlage, für vier Wochen ausschalten“. Dann werde man sehen, wie der Verkehr läuft. Grundsätzlich fordert er besseres und aktuelleres Zahlenmaterial ein als Basis für Entscheidungen. Die letzte Befragung in Emstek datiert von 2004.

 

"Verkehrsprojekt nicht nur für Höltinghausen betrachten"

Das Verkehrsprojekt Höltinghausen möchte Heinz Janßen als Sprecher der Initiative nicht für das Kirchdorf isoliert gesehen wissen. Die Ergebnisse daraus können hilfreich für die gesamte Gemeinde sein, meint Janßen. Das Ziel, den überörtlichen Schwerlastverkehr aus dem Ort zu halten, ist in der ersten Phase des Projektes mit einem Durchfahrtverbot ab 7,5 Tonnen nicht erreicht worden. Als Grund machte Heinz Janßen mangelnde Kontrollen aus. Nach anfänglichen Erfolgen habe sich binnen kurzer Zeit der Normalzustand wieder eingestellt. Phase II mit Tempo 30 auf den beiden Hauptachsen zeige Wirkung, was die Lärmentwicklung beträfe. Messungen mit der kommunalen Warnanlage hätten allerdings ergeben, dass einige Ausreißer mit bis zu 80 Stundenkilometern unterwegs sind – nicht nur Pkw, auch einige Lkw. Auch dazu forderte Janßen Kontrollen durch Landkreis und Polizei ein.

Grundsätzlich mehr Geschwindigkeitsüberwachungen wünschte sich eine der Besucherinnen im Zelt, die insbesondere die Fahrradfahrer einer nicht unerheblichen Gefahr ausgesetzt sieht.
Im Zuge der verkehrlichen Planungen solle man sich gleichzeitig Gedanken machen, wie sich die Gemeinde Emstek für die Zukunft insgesamt ausrichten möchte, regte ein weiterer Zuhörer an und ein dritter vermutete gar, dass dies schon geschehen sei: Durch großzügig angelegte Ringe um den Hauptort könnten sich dort neue Gewerbebetriebe ansiedeln. Ein zweites Ruhrgebiet erkannte er schon. So werde zwar die Wirtschaft angekurbelt, dies aber auf dem Rücken der Anwohner.

 

Nördliche Entlastungsstraße schon fixiert?

Die nördliche Entlastungsstraße sei bereits fixiert, äußerten sich zwei weitere Gäste. Von einer ergebnisoffenen Diskussion könne also wohl keine Rede sein. Obwohl die Politik ganz bewusst
aus der Podiumsdiskussion herausgehalten wurde, meldete sich zu diesem Punkt noch einmal Bürgermeister Fischer zu Wort. Die angesprochene Trasse entstamme einer Planung aus dem Jahr 2004 und sei fern von einer Umsetzung. Im Plan für das neue Baugebiet „An der Brake II“ sei daher auch lediglich Platz vorgesehen für einen Lärmschutzwall, nicht aber die sofortige Errichtung.
 

An den langen Tischen wurden im Anschluss die Diskussionen beim Mittagessen fortgeführt, während die Limerick-Session-Band auf der Bühne für die passende Musik zum Frühschoppen sorgte.

 

Quelle: Münsterländische Tageszeitung vom 16.07.2012, Author und Foto: Thomas Vorwerk