HGV sieht Bürgerbegehren skeptisch

"Politik kann sich nicht vor Entscheidungen drücken"

Der HGV Emstek kritisiert ein Bürgerbegehren gegen die  geplante Entlastung des Ortskerns vom Durchgangsverkehr!  Die von den Initiatoren des Bürgerbegehrens vorgebrachten Argumente gegen eine Entlastungsstraße können als allgemeingültig angesehen werden,  jeder würde sie vorbehaltlos unterschreiben.  Emsteks Verkehrsprobleme werden damit nicht gelöst!
Die Initiatoren sind aufgefordert, bei ihrer Forderung nach dem Ausbaus bestehender Gemeindestrassen zu erwähnen, um welche Straßen es sich dabei konkret handeln soll. In den Sitzungen des Runden Tisches zum Verkehr wurden seitens der Ausbaugegner immer wieder Namen bestehender Straßen in die Diskussion eingebracht. Vorgeschlagen wurde dort der Ausbau der "August-Kühling-Straße, Zum Gogericht, Zur Kolpingklus. Eichenallee, Westend, Marienstraße und weitere...." Diese Straßen führen teilweise mitten durch bereits bestehende Wohngebiete, bezeichnenderweise jedoch nicht durch die Wohngebiete der Gegner einer Entlastungsstraße. Es  darf bezweifelt werden, dass den dortigen Anliegern  kritiklos mehr Verkehr zugemutet werden kann.

 

August-Kühling-Straße in Emstek

Der Ausbau der genannten Straßen würde darüber hinaus Emstek nicht entlasten. Diese Trassen führen weder in Ost-West-/ noch in Nord-Süd-/Richtung komplett durch den Ort und können somit keinen Durchgangsverkehr aufnehmen. Es bliebe nur eine Verschiebung, zu Lasten von Wohngebieten.
Ein in die Zukunft weisendes Verkehrskonzept muss nicht nur zu einer Entlastung des Ortskerns führen, sondern den Durchgangsverkehr insgesamt aus dem Ort  halten. Dieser Durchgangsverkehr bringt den Verkehrsfluss  zu sämtlichen Stoßzeiten auf  Emsteks Hauptstraßen nahezu zum Erliegen. Das Ergebnis sehen wir schon jetzt in einem starken Anstieg des Schleichverkehrs in Wohnsiedlungen.
Durch die historisch bedingt Enge der Ortsdurchfahrt (Lange  Str./Clemens-August-Str) in Verbindung mit dem Schwerlastverkehr ist die Verkehrssicherheit für Fußgänger und Radfahrer an vielen Stellen nicht mehr gegeben. Häufig zu beobachten ist das Ausweichen von LKW bei Gegenverkehr auf Geh- und Radwege. Gleichzeitig sind die Lange Straße/ Clemens-August-Str. als Schulweg für Kinder alternativlos. Hier ist es bereits zu lebensgefährlichen Situationen gekommen, die nur durch Glück und die Aufmerksamkeit erwachsener Begleitpersonen ohne schwerwiegende Folgen geblieben sind. Es drängt sich die Frage auf, ob immer erst was passieren muss, bis sich die Dinge ändern?! Auch Forderungen nach einem Rückbau der Ortskernsanierung und einer Verbreiterung der Fahrbahn gingen nur zu Lasten der Sicherheit für  Fußgänger und Radfahrer. Der Verkehr würde vermehrt und schneller fließen.
Die Ortsdurchfahrt ist Sitz vieler Emsteker Betriebe. Die Firmen sind darauf angewiesen, dass ihre Kunden sie ohne größere Umstände besuchen können. Staus, unnötige Wartezeiten und schwierige Parkplatzsituationen stoßen Kunden ab. Der Ortskern ist eines der größten Gewerbegebiete der Gemeinde. Als solches schafft es  Raum für öffentliches Leben und findet als Visitenkarte der Gemeinde eine besondere Bedeutung.
Eine Entlastungsstraße bietet neue Chancen für eine wirtschaftlich positive Entwicklung der Gemeinde. An ihren Knotenpunkten können sich neue Gewerbegebiete bilden und neue Arbeitsgebiete entstehen. Neue Zufahrten schaffen Möglichkeiten für neue Wohngebiete. In vielen unserer Nachbargemeinden kann man diese eindrucksvolle Entwicklung verfolgen. Ein "Nein" zur Entlastung verhindert die wirtschaftliche Entwicklung des Ortes auf Jahrzehnte. Die konkrete Umsetzung steht aktuell zwar nicht an, dennoch braucht die Gemeinde eine Grundlage zur Planung für die nächsten 10-20 Jahre, bevor die Flächen wieder durch andere Maßnahmen überplant werden.
 
Die große Mehrheit der Emsteker wünscht sich weniger Verkehr im Ort. Die fehlende Entlastung, das steigende Verkehrsaufkommen und der immer wieder geforderte Kreisel in der Ortsmitte holt jedoch den Verkehr nicht nur in den Ort sondern auch auf die Nebenstraßen in den Wohngebieten. Die Diskussion muss unter Offenlegung sämtlicher Fakten offen und breit geführt werden. Wer die Entlastung nicht will, muss sinnvolle Alternativen aufzeigen und klar bekennen welche Strassen künftig mehr Verkehr aufnehmen sollen. Hier sieht der HGV Emstek die Politik in der Pflicht, sich zukunftsorientiert und im Sinne einer erhöhten Wohn(ort)qualität nach Lösungen zu suchen und Entscheidungen zu treffen. Dabei soll das öffentliche Interesse von tragender Bedeutung sein. Emstek hat eine politische Vertretung gewählt, von der entsprechende Arbeit erwartet wird. Durch Bürgerbeteiligungen können Meinungen und Ideen aufgenommen werden – politische und fachlich fundierte Arbeit kann sie nicht ersetzen!
Die Entscheidungen müssen in den dafür demokratisch gewählten Gremien getroffen werden, und nicht an Runden Tischen oder durch nicht repräsentative, persönlich betroffene Gegner,  die für ihre eigenen Interessen ein Bürgerbegehren instrumentalisieren.