Page 18 - Sonderausgabe Heimatshoppen
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18 | EN - Sonderausgabe
       Diamantene Hochzeit

       Ulla und Antonius

       Schröer


       Antonius Schröer - eine „Institution“ in Emstek, ein
       „Weltkulturerbe“ und seine Frau Ulla, die ihm nun schon
       seit 60 Jahren mit Rat und Tat zur Seite steht, feierten
       am 15. August 2020 ihr Ehe-Jubiläum bei strahlendem
       Sonnenschein. Sicher hätten die beiden gerne in einem
       größeren Rahmen diesen schönen Anlass gefeiert,
       doch das ließ die aktuelle Situation leider nicht zu.
       Der Vorstand des HGV Emstek hat es sich aber nicht
       nehmen lassen, dem Ehrenpaar persönlich zu
       gratulieren.
       Antonius hat "seinen" HGV mitgegründet und über 40 Antonius sicher „Mister Heimat shoppen“, wenn        es
       Jahre geleitet. Viele Erfolge und viele noch heute diesen Titel gäbe. Bereits vor Jahrzehnten hat er sich
       stattfindende Aktionen gehen auf sein Wirken und mit dem Thema auseinander gesetzt und auch durch
       seine Ideen zurück. Als unser Ehrenvorsitzender kann seine Arbeit im Gemeinderat einen erfolgreichen Weg
       er unseren Verein als sein Lebenswerk betrachten.     geebnet.
                                                             Vielen Dank für alles und nochmals die herzlichsten
       In  Bezug zu dieser Sonderausgabe wäre unser Glückwünsche.


       Mit seiner  Kolumne in der Oldenburgischen Volkszeitung vom 21.08.2020 berichtet Antonius jr. über die Diamantene Hochzeit seiner Eltern.
       60 Jahre unter einer Decke


       „Das muss man erstmal schaffen, 60 Jahre verheiratet“! DerKranzhingflott,OmaundOpawarenstolz.
       Diesen Satz hörte ich in den letzten Tagen öfter, wenn die
       Sprache auf die Diamantene Hochzeit meiner Eltern kam. 60 Die Festwoche konnte dank Opas Ärzten weitergehen und
       Jahre unter einer großen Bettdecke, Opa besteht darauf und Oma grübelte, welches Kleid sie am Samstag dem
       Oma zuckt stets tolerant mit den Schultern. Es sollte ein Familienkreis zeigen sollte. Die Besucher aus Köln, Berlin und
       schönes,großesFestwerdenunddannkamCorona.             Magdeburg rauschten an, die Sonne stach und die
                                                             Kirchenglocken läuteten. Würde Opa den Gottesdienst
       Was haben wir herumgeplant, zuerst mit 100 Gästen, dann schaffen? Den Rollator lehnte er wie immer energisch ab. In
       mit 50, mit Gottesdienst in der Kirche, dann nur mit Segen derMessecheckteichdenRettungsweg,überdenAltardurch
       zuhause ohne Kirche oder vielleicht ausfallen lassen und auf die Sakristei ins Freie, das wäre ohne Aufsehen am schnell-
       die Eiserne Hochzeit in fünf Jahren hoffen – und dann mit sten, falls Opa schwindelig würde. Dann polterte es auch
       allemBrimboriumfeiern.DiesesblödeVirusgabdenTaktvor. schon, ich zuckte in Startposition, aber mein jüngster Bruder
       Übrig blieb der engste Familienkreis mit Kindern und griff schon zu. Sein Sohn, der Enkel, mit durchtrainiertem 17-
       Enkelkindern. Die Kirche zum Glück wieder offen, wenn auch jährigen Body war in die Knie gegangen. Opa stand wie eine
       ohne Gesang und mit Abstand. Und schmiss schon Corona EichebiszumSchlussgebet.
       den so verdienten Ehrentag durcheinander, zwickte ein paar
       Tage vorher auch noch Opas Magen gehörig. Doch auf den Omas und Opas Gang durch die Kirche ohne Stock und
       überaus engagierten Bauchdoktor war Verlass. Er orderte Rollator, ab an den kleinen, begrenzten Festtagstisch – aber
       OpazurRettungderDiamantenenHochzeitzweiTagevorher es wurde ganz anders. Der ganze Kirchplatz stand voller
       insKrankenhaus,räumteihmordentlichdenMagenleer,fand Menschen – schön auf Abstand, aber rappelvoll. Omas
       als Trophäe im Bauch eine Schraube vom Hörgerät und Sportfreundinnen mit roten Rosen, die Nachbarn, die
       verordneteihmeinGlasWeinamFesttag.                    Mitarbeiter, die Saunakumpels, der Handels- und
                                                             Gewerbeverein mit Banner und überall Blumen ohne Ende.
       Frisch renoviert lud ich Opa pünktlich zum Kränzchen der Wir waren platt, nur einen kleinen Korb voll Bier und ein paar
       NachbarnausdemAutoundsetzteihnaufeinenStuhlvordie Fläschchen Klopfer hatte ich im Gepäck. Das war viel zu
       Haustür. „Dei häbbt ´ne Schruuwen in mien Buuk funnen“, wenig. Im Eilschritt Bierkisten angeschleppt und Schluck und
       verkündete er noch etwas blass um die Nase, „Aower ick bün Gerstensaft verteilt. Omas und Opas Augen glänzten, als
       wedder hier“. Den fleißigen Nachbarn, alle im Seniorenalter, auch noch die Nachbarn mit einem dicken Tau die Straße
       hatte ich aus Vechta zur Belohnung ein Stoppelmarktsherz sperrten. Eingeladen war niemand, aber alle waren gekom-
       mitgebracht und zur Stärkung bei Scheele in Langförden men,direktvordieKirche.
       auch Fischbrötchen geordert. „Willst du mit oder ohne Die kleinen Enkel aus Köln, Berlin und Magdeburg blickten
       Auspuffreiniger?“, wurde ich erstmal gefragt. Bei der Antwort verdutzt. Sowas hatten sie in der Großstadt noch nie gese-
       musste ich passen und beließ es bei den Lebkuchenherzen. hen,sielebenebennichtinSüdoldenburg.
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