Pflanzen erhielten plattdeutsche Namen
Rund 1000 neue Namen haben Gärtner Aloys Pöhler und Berufsschullehrer Ulrich Sachweh gefunden. Ihr Ziel: Die Bezeichnungen sollen nach und nach in die plattdeutsche Alltagssprache einfließen.
Von Thomas Vorwerk
Höltinghausen – Appelboom, Barken und Bickbeern. Wer ein wenig Plattdeutsch versteht, der kann mit diesen Begriffen für Apfelbaum, Birke und Heidelbeere sicherlich etwas anfangen. Problematischer wird es da, wenn es sich um neuere Sorten handelt, für die es eigentlich gar keinen Namen auf Platt gibt. Eine Sache, die Aloys Pöhler schon seit gut fünf Jahren beschäftigt. In seiner Bioland-Baumschule hat er rund 2000 Sorten und für viele gibt es einfach keine entsprechende Bezeichnung – also müssen welche erfunden werden. Und dafür hat Pöhler in seinem alten Berufsschullehrer Ulrich Sachweh aus Ofen einen begeisterten Mitstreiter gefunden. „Ihm und Theo von Garrel aus Augustfehn gebührt eigentlich der Lohn für die Arbeit”, sagte Aloys Pöhler am Mittwoch auf einer Pressekonferenz, auf der er einen Teil der rund 1000 neuen Namen vorstellte. Er hofft, dass der
Shnuufdookboom (Taschentuchbaum), die Proppentrecker-Haosel (Korkenzieher-Hasel) und die Grootfruchtige Paterkapp (Großfrüchtiges Pfaffenhütchen) aber nicht nur bei ihm Verbreitung finden, sondern vielleicht über den Plattdeutschen Kring in den allgemeinen plattdeutschen Sprachgebrauch übergehen werden. Bei seinen Gästen, darunter Heinrich Siefer und Bernd Kleyboldt von der Akademie in Stapelfeld und Vertreter des Plattdeutschen Krings, lief er dabei naturgemäß offene Türen ein, denn schließlich sei dies auch ein Beweis, dass Plattdeutsch im Alltag noch gebraucht werden kann.Ulrich Sachweh hat bei der Namensfindung binnen eineinhalb Jahren viel Fantasie bewiesen und teils Dutzende Namen für nur eine Pflanze erfunden. In den vergangenen Wochen haben er, von Garrel und Pöhler dann zusammengesessen und den jeweils ihrer Meinung nach Besten herausgefunden. Hinzu kam bei einigen auch noch eine kurze Beschreibung, wie etwa „Ranunkelstruuk; propevoll bleihend” (Ranunkelstrauch, üppig blühend), oder Kunstworte, wie die Jostabeere, die sich aus Johannesbeere und Stachelbeere zusammensetzt, wurden zurückgeführt in die ursprüngliche Bezeichnung: Jannstickbeern. Die plattdeutsche Sprache sei ohnehin sehr bildlich und dadurch auch näher an der Natur, meinte Heinrich Siefer. Manchmal seien die Namen auch deutlich aussagekräftiger als der hochdeutsche Vertreter. Ab und an, so Pöhler, sei das Trio aber auch mit seinem Plattdeutsch am Ende gewesen. So zum Beispiel bei der Spelge. „Darunter verstehen viele Menschen unterschiedliche Pflanzen”. Ein Wörterbuch für Pflanzen ist somit nicht nur regionalen Besonderheiten unterworfen, es lebt auch vom Mitmachen. Wer sich selbst einen Überblick von den neu benannten Pflanzen verschaffen möchte, hat neben den festen Öffnungszeiten auch am 19. und 20. September dazu Gelegenheit. Denn dann veranstaltet die Baumschule zusammen mit dem Umweltzentrum Stapelfeld dort die regionalen Umwelt- und Gartentage.