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Seite 24 Emsteker Nachrichten // Nachgefragt 28. November 2017
EmstekerimInterview:HeinzPrenger,Kämmerer
MehrZeitfürFamilieundEhrenämter
HeinzPrengerplaudertüberseineDienstjahreunddiePlänefürdenRuhestand
Emstek (bd). Seit beinahe 48 Eine große Leidenschaft ist das
Jahren ist Heinz Prenger bei der Laienschauspiel, die Sie 25 Jahre
Gemeinde Emstek tätig. Als Käm- mit der Theatergruppe Emstek
merer, Erster Gemeinderat und als ausgelebt haben. Nachdem sich
Stellvertreter des Bürgermeisters die Gruppe aufgelöst hat, haben
auf verwaltungstechnischer Ebene SiesichkeineranderenGruppean-
hatervielVerantwortungzutragen. geschlossen,sondernsind„eigene
Wege“ gegangen.
Herr Prenger, Sie blicken auf bei- Wahrscheinlich habe ich die schau-
nahe 48 Berufsjahre im Dienste spielerischen Fähigkeiten von mei-
der Gemeinde Emstek zurück. ner Mutter mitbekommen. Sicher-
Noch wenige Monate, dann lich nicht geeignet, die große Bühne
schließen Sie dieses Kapitel – zu- zubetreten.Immerhindurfteichfast
mindest in beruflicher Hinsicht. 25 Jahre in der Laienspielgruppe der
An welche Zeit und Ereignisse er- Kolpingsfamilie Emstek mitspielen.
innern Sie sich besonders gerne? Nachdem sich diese Gruppe auf-
Als ich im Jahre 1970 meine Aus- gelöst hatte, habe ich mit einem
bildung im Rathaus der Gemeinde Heinz Prenger, Kämmerer der Gemeinde Emstek. Foto: B. Deeken guten Freund angefangen, zu ver-
Emstek begann, ahnte ich nicht, schiedenen Anlässen „Ditt und Datt
welch lange Zeit ich dort verbrin- SiealsGroßvaterhat,einmalganz gegeben. Ich wollte immer etwas up Platt“ aufzuführen. Viele unserer
gen werde. Es war eine äußerst zu schweigen. zurückgeben und habe so auch in Zuschauer finden sich in dem wie-
angenehme und erfüllte Dienst- Zunächst möchte ich zusammen meiner Freizeit Verpflichtungen der, was wir zu erzählen haben.
zeit. Insbesondere die vergange- mit meiner Ehefrau etwas Ruhe übernommen. Rückwirkend be-
nen zwölf bis fünfzehn Jahre waren einkehren lassen. Was jedoch nicht trachtetwaressicherlichfürmeine Ihnen liegt die Pflege der platt-
besonders spannend. Die Zusam- bedeutet, dass ich zukünftig nur Familie nicht immer ganz einfach. deutschen Sprache besonders
menarbeit mit dem Bürgermeister noch im Sessel sitzen werde. Viel- Doch ich meine, dass auch in Zu- am Herzen. Muss allgemein mehr
und den politischen Gremien sehe mehr möchte ich einige Zeit des kunft das Zusammenleben in un- für den Erhalt der Sprache getan
ich beruflich als die erfolgreichs- Jahres mit gemeinsamen Reisen serer Gesellschaft nur gelingen werden? Wenn ja, wie?
ten Jahre in meinem Arbeitsleben. verbringen. Auch für meine Kinder kann, wenn möglichst viele Men- Es wäre schön, wenn die plattdeut-
Das Ringen um das Beste für unser und Enkelkinder möchte ich nun schen sich, manchmal vielleicht sche Sprache, die unsere Region
Gemeinwohlwarimmereinespan- mehr Zeit haben. Vielleicht gelingt auch nur mit Kleinigkeiten, wieder über Jahrhunderte geprägt hat,
nende Herausforderung. Die ers- es mir, mit den Fähigkeiten, die etwas mehr einbringen. Wir leben überleben könnte. Doch ich bin
ten Besuche mit unserem damals unser Herrgott mir gegeben hat, in einer Zeit, wo viele Mitmenschen Realist genug, um zu erkennen,
neuenBürgermeisterbeidenplatt- etwas nachzuholen. Als nächste nur an sich denken. So kann auf dass es ein schwieriges Unter-
deutschsprechendenFamilienwa- Aufgabe steht das Erlernen des Dauer ein Gesellschaftssystem fangen wird. In den Elternhäusern
ren oft recht lustig. Wiederholt kam Schachspielsan.MeineEnkelsöhne unserer Prägung nicht bestehen. wird nicht mehr Plattdeutsch ge-
die Frage unseres „Neulings“: „Wo- versuchenschonseitlängeremaus Familien, Kindergärten und Schu- sprochen. Opa und Oma, die diese
rüber habt ihr euch in den letzten ihrem Opa Heinz einen Großmeis- len müssen unseren Kindern im- Sprache noch beherrschen, leben
zehnMinutenunterhalten.Ichhabe ter zu machen. mer wieder aufzeigen, dass jeder nicht mehr mit den Kindern und
nicht viel verstanden!“ So durfte ich einzelne Mensch Fähigkeiten hat, Enkelkindern unter einem Dach.
als „Dolmetscher“ unterstützen. Wie haben Sie Ihre Familie über- die für die Allgemeinheit von gro- Somit wachsen unsere Kinder und
zeugen können, dass Sie in Ihrer ßer Wichtigkeit sein können. Ich Enkelkinder kaum noch mit der tol-
Sie machen sich sicherlich keine Freizeit viele Verpflichtungen sage ganz bewusst, dass jeder lenplattdeutschenSpracheauf.Die
Sorgen, was Sie mit der frei ver- übernommen haben? Und wie Mensch, ob krank oder gesund, BemühungenaneinigenSchulenin
fügbaren Zeit nach der berufli- sehen Sie die Entwicklung, dass dem Mitmenschen etwas geben Plattdeutsch-AGs sind gut, aber es
chenLaufbahnanfangenwerden. die Bereitschaft, ein Ehrenamt kann. Dieses Bewusstsein müs- istzuwenig,umdasÜberlebendie-
Ihre Liste der Ehrenämter und zu übernehmen, allgemein eher sen wir stärken, dann wird es auch ser Sprache auf Dauer zu sichern.
Freizeitbeschäftigungen ist lang, abnimmt? Kann man dem entge- zukünftig Personen geben, die
von der Familie, die vielleicht den genwirken? ehrenamtlich für unsere Gemein- Herr Prenger, vielen Dank für das
einen oder anderen Auftrag für Unsere Gesellschaft hat mir viel schaft tätig sind. Gespräch!